Aus der Techie-Küche – Wie man einen WordPress-Blog selbst zu Hause hostet – Gastbeitrag von Y.

Alle paar Jahre mal wieder, Blog-Layout-Änderung! Ihr habt es bemerkt, oder? Dieses Jahr war das Rezept besonders gehaltvoll. Nicht nur das Layout sondern gleich die ganze Management Software wollte ausgewechselt werden. Es sollte unbedingt WordPress sein. Warum? Heisst es nicht so schön `Never change a winning team`? Schon, aber WordPress scheint sich als Blog-Standard zu etablieren und würde die absolute Unabhängigkeit garantieren. Im Endeffekt sollte es möglich sein den Blog zu Hause in den eigenen 4-Wänden zu hosten. Traum oder Realität? Mal sehen…

Ah ja und noch was zum Budget: 0$. Sprich keine Glasfaser, Satellite, Server Rack UPS oder sonstige Anschaffungen. Die Grabbelkiste ist für diesen Versuch die Basis.

Western Digital My cloud EX2

Als Hardware kommen zum Einsatz:

  • Server HP-Touchpad APQ8060 SnapdragonS3 2x1782MHz overclocked ca. 4 Jahre alt (ein handelsübliches Android Tablet {rooted} will do)
  • Harddisk EX2 NAS Speicher von Western Digital

Bei der Hardware hatte ich ein Auge auf dem Stromverbrauch. Das ganze läuft ja 365 Tage im Jahr.

Als Software kommen zum Einsatz:

  • LinuxDeploy – wer russisch kann ist im Vorteil!
  • Debian Linux (jessie) chrooted hosted by v3.0.101-cyanogenmod (droid ohne den ganzen Google Müll)
  • WordPress, Lighty als Webserver, php5, mysql und eine Reihe weiterer Open Source tools

Nachdem alles richtig installiert und Blogposts, Fotos und Rezepte aus 11 Jahren blogging konvertiert waren lief alles glatt und problemlos. Aber halt nur lokal.

Die grösste Hürde war die lausige ADSL Leitung die unser Provider/Monopolist zum Mondpreis anbietet. So musste ein Proxy-Server her und hier war die Wahl einfach. Nur CloudFlare.com bietet einen gratis Plan an, der es möglich macht, WordPress zu Hause zu hosten. Mit weltweit 43 Datacenter ist immer auch ein Server in Eurer Nähe.
Jetzt zeigt sich die Stärke von WordPress. Aus knapp 40 Tausend plugins kann man wählen. Und um CloudFlare.com als proxy einzubinden stehen zur Zeit 3 Plugins zur Verfügung.

Noch kurz ein paar Facts:
Response time ohne proxy cache:

load time test mit cloudflare OFF

Immer noch unter den magischen 10 Sekunden aber halt nur ein Benutzer. Kommen mehrere requests gleichzeitig geht die Load Time durch die Decke. Also inakzeptabel.

Response time mit proxy cache:

load time test mit cloudflare ON

Alles ist jetzt superschnell. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Ladezeit via proxy cache unabhängig der parallelen Benutzer ist.

Was bleibt noch zu tun? Leider läuft alles noch nicht mit Luft sondern immer noch konventionell mit Strom. Und den stellt mein zweiter Monopolist sicher ein mal im Monat ab. Einfach so paff und dunkel ist es. Toll wäre ein kleines UPS (Sponsoren welcome! ;-)) für den Router und den Server, aber da war nix in der Grabbelbox. Eine Alternative wäre ein Backup bei einem Hoster. Einen ersten Ansatz hab ich auch schon gefunden. Ein aktueller Status der Seite ist immer auf http://status.kochtopf.me ersichtlich. Nur der automatische DNS switch fehlt noch.

Ich weiss – ziemlich viel Techie-Talk aber es gilt halt immer: Wer geht mit mir baden und wird nicht nass?

PS: Ein paar Worte noch zur EX2 und was sonst noch geht. Dieser Cloud-Speicher ist fast so flexibel wie ein ausgewachsener Server und kein Stromfresser. Die beiden RAID-Festplatten (2x3GB) verwenden wir als Backup Medium für alles was einen USB port hat. Das geht ungefähr so: Lumia Smartphone anschliessen und ein paar Minuten warten (nirgends einloggen, keine Knöpfe drücken nichts – Backup geht automatisch).

Screenshot EX2 phone sync

In der EX2 läuft ein lokales Linux. Eine der vielen APPS die man mit ein paar Klicks in die EX2 installieren kann ist WordPress. Das geht leider nur zusammen mit einem Account von wordpress.com. Für Einsteiger, die neu mit bloggen beginnen und sich den Aufwand des lokalen Servers ersparen wollen – vielleicht eine ganz lustige Lösung.

Noch ein kleiner Tipp am Rande für Serienjunkies. Um die EX2 schneller zu füllen ist das Usenet immer noch unschlagbar. Die neusten US Serien TVmaze stehen täglich so ab 03:00AM zum Download bereit. Wer sich also nicht aufs Torrent-Glatteis begeben möchte hat hier eine flexible Lösung (und immer die lokalen Gesetze/Eigenarten zum Urheberrecht beachten).

PPS: Ist das alles? Hört sich ziemlich einfach an. Kann ich das auch? Ja klar. Aber wie immer das Rezept macht die Musik. Und hier steht nur ein Bruchteil dessen was nötig ist. Motiviert das nachzukochen? HELP is here!


4 Gedanken zu „Aus der Techie-Küche – Wie man einen WordPress-Blog selbst zu Hause hostet – Gastbeitrag von Y.

  1. Es hat schon seinen Charme, seine Webseite, seinen Blog usw. selbst zu hosten, Nur stellt sich die Frage, warum? Die Probleme mit der Stromversorgung und der Anbindung ans Internet hast Du schon beschrieben. Und für den Preis eines EX2 miete ich mich 3 Jahre bei einem Webhoster ein, der inkl. Datensicherung eine bessere Performance, breitere Internetanbindung, höhere Ausfallsicherheit und mehr bietet. Und da ist der Stromverbrauch für den EX2, das DSL-Modem (anteilig) und den Router (anteilig) noch nicht mal mit dabei.

    1. Wo Du Recht hast hast Du Recht. ROI erst in ein paar Jahren. Fuer mich war das Budget eh 0$ und einen Versuch wert. Ein guenstiger VPS Provider waere zB namecheap.com fuer 26$/Monat. Fuer mich steht halt im Vordergund: Nur meine Daten sind meine Daten. Y.

  2. Charm auf jeden Fall, nur dem Server zuhause stehen zu haben finde ich auch nicht unbedingt sinnvoll. Mein momentaner Mitbewohner war netterweise so freundlich und hostet mir eine WordPress Instanz auf seinem Server. Dafür „muss“ er das Gekochte mitessen. Das ist sozusagen eine Win-Win Situation. Denn gerade bei SSL und Datenverschlüsselung kennt er sich viel besser aus und genau darum ging es mir auch bei meinem Umzug.
    Die selbstbau-Lösung ist aber an sich nicht schlecht zum rumspielen finde ich. Gerade wenn man kein Linux-Profi ist kann man bei so etwas richtig viel lernen. Und das ist bekanntlich nie verkehrt.
    Zugegeben: Ich muss meinem Mitbewohner in der Hinsicht vertrauen, dass er keinen Blödsinn mit dem Server anstellt. Andererseits weiß ich wo er wohnt. ;-)

    1. Hi Stef, Gluecklich ist wer kochen kann. Ich leider NICHT. Meine Zorra tingelt im Moment an der IFA rum d.h. ich lebe fuer ein paar Tage aus der Tuete. BTW, SSL ist simple. Mist is blog-daten aus verschiedensten Systemen nach mysql zu konvertieren. Da wirst Du zum regex Profi. Aber was solls. In ein paar Monaten schreib ich vielleicht noch ein Fazit – so die Chinesen wollen (mein SSH ist immer noch offen fuer EUch). Gruss Y.

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